An dieser Stelle kann eine vollständige Aufzählung aller stratigraphischen und paläogeographischen Einzelbeobachtungen nicht gegeben werden. Der Leser sei auf die oben genannte Literatur verwiesen. Im Allgemeinen umfaßt der Fundhorizont hauptsächlich zwei Facies (A & B in Abb. 1).
Abb.1: Fundhorizont der Facies A-C und die von D. Mania vorgeschlagene Zonierung (nach Mania 1993a).
Im Nordwesten und Osten werden die Funde in 10 - 100cm mächtigen Travertinsanden angetroffen (A in Abb. 1; Schwemmfächerfacies), die einen Schwemmfächer bilden. Der Schwemmfächer entstand vermutlich im Mündungsbereich eines Bächleins in einen kleinen See. Im Liegenden des Schwemmfächers befinden sich Relikte von Bachrinnen. Die Molluskenspektren (Mania (1983b) der Bachrinnen und der Travertinsande des Schwemmfächers belegen fluviatile Verhältnisse, vor allem sind Quell- und Stillwassermollusken des Schwemmfächers dort anzutreffen, wo vorwiegend relativ feinkörnige Sedimente abgelagert wurden (Mania (1983b, 143).
Im Südwesten liegen die Funde auf einem lößartigen Sediment, dessen Top durch Tonanreicherung gekennzeichnet ist (B in Abb. 1; Uferfacies). Eine bis zu 40cm hohe Uferlinie trennt die südwestliche Uferfacies von der Schwemmfächerfacies. In einem im Westen gelegenen Schurf (C in Abb. 1) befinden sich die Funde überwiegend in Quarzsanden, sowie hangenden Travertinsanden.
Alle Facies werden von bis zu 60cm mächtigem Seekalk bedeckt, der vermutlich während transgressiver Phasen des benachbarten kleinen Sees hierher verfrachtet wurde. Der Seekalk enthält an seiner Basis kleinere Mengen, vermutlich aufgearbeiteten Fundmaterials. Die Molluskenspektren (Mania 1983b) sind von authochthonen Wasser- und Sumpfarten dominiert. Auch die zahlreichen, den Seekalk aufbauenden Characeen- reste sind bemerkenswert: Die weiblichen Fruktifikationsorgane weisen einen Erhaltungszustand auf, der als "leere Kalkhülle" (Nötzold 1983, 43) bezeichnet wird und als Hinweis auf die Authochthonität des Materials, sowie das Fehlen jeglichen Druckes und anderer mechanischer Zerstörungen anzusehen ist. Im Hangenden folgen bis zu 6m mächtige, feste, hochinterglaziale Travertine. Die Situation im Fundareal wird durch zahlreiche Verwerfungen kompliziert (Mania 1983a).
Aus den Verbreitungsmustern zahlreicher Fundmaterialgruppen leitete D. Mania (1986a; 1991a; 1993a) eine Zonierung des archäologischen Fundhorizontes ab. Behausungsstrukturen, Arbeitsplätze, eine künstlich angelegte gepflasterte Zone, sowie eine Abfallzone sind demnach erkennbar. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis wird der Schluß gezogen, im ausgegrabenen Landschaftsausschnitt sei eine Heimbasis des Homo erectus vorhanden.
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URL: http://intarch.ac.uk/journal/issue8/vollbrecht/deu/3.html
Last updated: Wed Sep 20 2000